Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin: Warum Frauen oft falsch behandelt werden

Der Gender Health Gap: Frauen in der medizinischen Forschung und Praxis benachteiligt

In der Medizin sind Frauen häufig benachteiligt, weil Forschung und Praxis meist auf Männern basieren. Eine Studie des Versicherungskonzerns Axa zeigt, dass viele Ärzte befürchten, ihre Patientinnen falsch zu diagnostizieren. In diesem Artikel untersuchen wir den sogenannten „Gender Health Gap“ und diskutieren mögliche Lösungen.

Die Auswirkungen geschlechtsspezifischer Unterschiede auf Diagnose und Therapie

Frauen haben oft andere Symptome als Männer, was zu Fehldiagnosen führen kann. Beispielsweise sind Atemnot, Rückenschmerzen und kalter Schweiß bei Frauen häufiger Anzeichen eines Herzinfarkts als bei Männern. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede können dazu führen, dass Frauen nicht angemessen behandelt werden.

Geschlechterungleichheit in der medizinischen Forschung

In der Vergangenheit diente der männliche Körper als Maßstab in der medizinischen Forschung, was dazu führte, dass geschlechtsspezifische Unterschiede lange Zeit ignoriert wurden. Dies betrifft auch die Testung von Medikamenten: Etwa 80 Prozent der Versuchstiere sind männlich, und auch in der ersten Testphase am Menschen nehmen überwiegend Männer teil.

Lösungsansätze für den Gender Health Gap

Um den Gender Health Gap zu schließen, sind mehrere Maßnahmen erforderlich:

  1. Mehr Studien, die geschlechtsspezifische Unterschiede berücksichtigen: Forschung sollte sowohl Männer als auch Frauen angemessen berücksichtigen, um sicherzustellen, dass Medikamente und Therapieansätze für beide Geschlechter gleichermaßen wirksam sind.
  2. Schulung von Ärzten: Ärzte sollten besser in geschlechtsspezifischen Unterschieden geschult werden, um Fehldiagnosen und falsche Behandlungen zu vermeiden.
  3. Anpassung der Medikamentendosierung: Da Medikamente oft auf Männern getestet werden, müssen Ärzte die Dosierung für Frauen gegebenenfalls anpassen. Dies sollte jedoch mit Vorsicht erfolgen, da die Wirksamkeit für abweichende Dosierungen möglicherweise nicht klinisch nachgewiesen ist.

Geschlechtersensible Medizin: Vorteile für Männer und Frauen

Eine geschlechtersensible Medizin kommt nicht nur Frauen zugute, sondern auch Männern. Zum Beispiel sind sich viele Männer ihres erblich bedingten erhöhten Krebsrisikos nicht bewusst. Männliche Athleten sterben zudem häufiger an einem sportinduzierten plötzlichen Herztod als weibliche Athleten. Geschlechtersensible Medizin kann dazu beitragen, solche Unterschiede besser zu verstehen und sowohl Männern als auch Frauen angemessene medizinische Versorgung zu bieten.

Die Rolle der Politik bei der Schließung des Gender Health Gap

Um den Gender Health Gap zu schließen, ist auch politisches Engagement erforderlich. Die deutsche Bundesregierung hat beispielsweise Ende 2022 eine neue Förderrichtlinie für Frauengesundheit und Endometriose im Forschungsministerium in Höhe von fünf Millionen Euro pro Jahr eingeführt. Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter wuchert und starke Schmerzen verursachen kann. In Deutschland sind etwa zwei Millionen Frauen betroffen, und die Krankheit gilt als kaum erforscht.

Die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Forschung zu berücksichtigen

Obwohl eine angemessene Gewichtung der verschiedenen Geschlechter in der klinischen Forschung mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben ist, besteht immer noch ein großer Bedarf an Studien, die geschlechtsspezifische Unterschiede berücksichtigen. Derzeit werden für bereits zugelassene Medikamente keine neuen Studien durchgeführt, die sich speziell mit den Unterschieden zwischen Männern und Frauen befassen. Um den Gender Health Gap zu schließen, ist es entscheidend, dass zukünftige Forschung geschlechtsspezifische Unterschiede angemessen berücksichtigt.

Fazit: Der Weg zur geschlechtersensiblen Medizin

Die Schließung des Gender Health Gap ist eine dringende Notwendigkeit, um sicherzustellen, dass sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen von medizinischen Fortschritten profitieren. Um dies zu erreichen, müssen Forschung, Praxis und Politik zusammenarbeiten, um geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin zu berücksichtigen. Durch die Implementierung geschlechtersensibler Diagnose- und Therapieansätze können wir dazu beitragen, Fehldiagnosen und falsche Behandlungen zu reduzieren und eine bessere medizinische Versorgung für alle zu gewährleisten.